Der Drachenbeinthron by Tad Williams

Der Drachenbeinthron by Tad Williams

Autor:Tad Williams [Williams, Tad]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
Herausgeber: Klett-Cotta Verlag
veröffentlicht: 2010-12-26T23:00:00+00:00


26

In Geloës Haus

ie Gestalt, die eingerahmt vom warmen Licht in der Türöffnung stand, regte sich nicht und sagte kein Wort, als die Gefährten den langen Bohlensteg betraten, der von der Türschwelle zum Ufer des Sees führte. Als Simon, die kleine Leleth sorgsam auf dem Arm, hinter Binabik herging, konnte er nicht umhin, sich zu wundern, weshalb Geloë nicht einen etwas solideren Zugang zu ihre Hütte besaß oder zumindest ein Seil als Handlauf. Seinen müden Füßen fiel es schwer, sich auf der schmalen Brücke zu halten. Vermutlich hat sie ja auch nicht viel Besuch, dachte er und sah zu dem sich rasch verfinsternden Wald hinüber.

Vor der obersten Stufe blieb Binabik stehen und verbeugte sich, wobei er Simon um ein Haar in das stille Gewässer gestoßen hätte.

»Valada Geloë«, verkündete er, »Binbines Mintahoqis erbittet Eure Hilfe. Ich bringe Euch Reisende.«

Die Gestalt in der Tür trat zurück und gab den Weg frei.

»Verschone mich mit diesen Nabbanai-Phrasen, Binabik.« Es war eine rauhe und doch melodische Stimme mit starkem, fremdartigem Akzent, doch unzweifelhaft eine Frauenstimme. »Ich wusste, dass du kommst. Qantaqa ist schon seit einer Stunde hier.« Die Wölfin am Ende der Rampe spitzte die Ohren. »Natürlich seid ihr willkommen. Glaubst du, ich würde euch abweisen?«

Binabik trat ins Haus. Simon, einen Schritt hinter ihm, fragte: »Wohin soll ich das kleine Mädchen bringen?«

Er duckte sich unter der Tür durch und gewahrte das hohe Dach und die langen, von vielen Kerzenflammen geworfenen, flackernden Schatten, dann stand Geloë vor ihm. Sie trug ein grobes Gewand aus graubraunem Stoff, mit einem Gürtel ungeschickt zusammengehalten. Sie war größer als der Troll, aber kleiner als Simon. Das Gesicht war breit und sonnengebräunt und voller Falten um Augen und Mund. Ihr dunkles Haar war überall mit Grau durchsetzt und kurz abgeschnitten, sodass sie fast wie ein Priester aussah. Aber es waren ihre Augen, die Simon fesselten, runde, schwerlidrige gelbe Augen mit großen, kohlschwarzen Pupillen. Es waren alte, wissende Augen, die würdevollen Augen eines Vogels aus dem Hochgebirge, und es lag eine Macht in ihnen, die Simon wie angewurzelt stehen bleiben ließ. Sie schien Maß zu nehmen, sein Innerstes nach außen zu kehren und ihn zu schütteln wie einen Sack, alles im selben Augenblick. Als sich ihr Blick endlich dem verletzten Mädchen zuwandte, fühlte er sich leer wie ein trockener Weinschlauch.

»Dieses Kind ist verwundet.« Es war keine Frage.

Simon ließ hilflos zu, dass sie ihm Leleth aus den Armen nahm. Binabik kam herbei.

»Sie ist von Hunden angefallen worden«, erklärte der Troll. »Hunden mit dem Brandzeichen der Sturmspitze.«

Wenn er einen Blick voller Überraschung oder Furcht erwartet hatte, wurde er enttäuscht. Geloë drängte sich energisch an ihm vorbei und ging zu einem Strohsack am Boden, wo sie das Mädchen niederlegte. »Sucht euch etwas zu essen, wenn ihr hungrig seid«, sagte sie. »Ich muss jetzt an die Arbeit. Ist man euch gefolgt?«

Binabik berichtete ihr rasch die Ereignisse der letzten Stunden, während Geloë den reglosen Körper des Kindes entkleidete. Endlich kam auch Malachias herein. Er hockte sich neben den Strohsack und blieb auch dort, als Geloë Leleths Wunden säuberte.



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